Interview

Vorstellung: ZockMiku

ZockMiku ist Projektgründer von BEAUTV.de – was ein Interview etwas schwierig macht. Stattdessen gibt es es hier eine Selbstvorstellung des menschlichen Fandom-Enthusiasten, der sich nur auf Conventions so richtig zuhause fühlt!

Wie fängt man eine Vorstellung an? Vielleicht am besten weit in der Vergangenheit… 1998. Mein Jahr des Erwachens. Ich – das heißt: Ein Außenseiter, dem es schwer fällt mit seinen Altersgenoss*innen auszukommen beziehungsweise sich gut genug an diese anzupassen. Der merkwürdige Junge mit den kaputten Knien. Doch im Jahr 1998 ändert sich mein Leben für alle Zeiten…

Mein Erwachen

Die ersten Concept Arts für ZockMiku als Modell – von Plutie-chan

Schon früher mochte ich phantastische Werke wie Star Trek oder Akte X, lese gerne und denke mir Geschichten aus. Bald stoße ich im Fernsehen auf Sailor Moon und bin fasziniert – von Mangas und Animes. Dann entdecke ich im Zeitschriftenladen die AnimaniA, Ausgabe 21. Und damit öffnet sich die Welt, dank einiger Anzeigen finde ich tollen Fachhandel, wodurch ich wiederum im Spätsommer 1998 in meinen ersten Fanclub eintrete. Die Szene zu dieser Zeit: Klein. Es gibt kein Animexx, keine DoKomi, keine Animagic, keine Connichi – und Internet ist teuer und wird per Minute abgerechnet. Ganz anders als heute.

Durch den Fanclub lerne ich Neues kennen, auch neue Menschen. Solche wie mich. Otakus nennen wir uns scherzhaft – wir Außenseiter der Gesellschaft, die japanische Comics mögen. Ab Januar 1999 geht es regelmäßig auf Fanclubtreffen, etwas später auf die Conventions, die damals noch etwas Neues sind – und viel kleiner als heute. Die Fanszene wächst, und ich wachse mit. Lerne Menschen kennen, die mich entscheiden geprägt haben, engagiere mich in den Clubs, helfe auf Clubtreffen und Cons und beginne zu schreiben. Später übernehme ich auch die Leitung eines Traditionsclubs und veröffentliche selbst das erste und noch immer einzige Fanzine über die Fanszene selbst.

Ich liebe es, mich zu engagieren und Teil der bunten Fanszene zu sein – doch meine Psyche macht, zusammen mit Veränderungen bei Teilen der Community, dem Ganzen ein Ende. Ich bin frustriert, vermisse zu sehr die „alte Zeit“ als man eine kleine eingeschworene Gemeinschaft war, ohne den ganzen Kommerz. So lasse ich diesen Teil meines Lebens erstmal hinter mir und widme mich anderen Dingen – wie meiner Gesundheit und Politik.

Heimkehr

Nach ein paar  Jahren komme ich auf andere Weise zurück zur Phantastik. Durch meine damalige Freundin eröffnet sich mir die Welt der Brett-, Karten- und Rollenspiele. Ich blühe erneut auf. Sammle, spiele Turniere, helfe auf Cons. Natürlich reicht mir das nicht, wie üblich. Ich werde Vorsitzender der örtlichen Spielevereins, werde Hauptorga einer der ältesten Pen&Paper-Cons Deutschlands, schreibe für das größte deutschsprachige Phantastik-Webmagazin und werde Supporter für Verlage. All dies auch heute noch. Erneut lerne ich viele tolle Menschen kennen und habe einen Ort gefunden, an dem ich zuhause bin.

Zwei Chibi-Bilder von ZockMiku – angefertigt von Plutie-chan. Es gibt noch mehr!

Durch einen Verlag kehrte ich nach einigen Jahren Abwesenheit sogar zurück auf eine Anime-Convention. Eine innerliche Heimkehr zu meiner Vergangenheit. Ich bin im Zwiespalt zwischen widersprüchlichen Gefühlen, doch eines ist eindeutig: Ich habe dieses Spielfeld nie emotional verlassen, bin ergriffen und meine Gefühle bahnen sich ihren Weg. Die Rückfahrt verbringe ich unter Tränen, und noch tagelang weine ich viele davon.

Die Anime-Szene ist nicht mehr so, wie ich sie anfangs kennen und lieben gelernt hatte, aber auch nicht mehr so, wie ich sie verlassen hatte. Ein Ort, den man vielleicht (wieder) lieben könnte.

In den Folgejahren verbringe ich mehr Zeit damit, Fandoms zu verbinden – denn mir ist klar geworden: Anime, Cosplay und Co sollten Teil der großen Phantastik-Community sein, und nicht so getrennt von Science Fiction, Romanen, Brettspielen, Pen&Paper und Co. Ich bringe das Thema Anime ein klein wenig ins Webmagazin, für das ich schreibe, und erreiche dabei den Aufbau eines eigenen Cosplay-Ressorts dort. Und ab 2019 starte ich mit einem Freund ein neues Projekt, welches genau in die Nische geht: Genannt Team Fresssack (basierend auf einem Turniernamen) widmen wir uns Brett- und Kartenspielen im Anime-Stil – durch Beiträge als auch durch Support auf Conventions, wo wir diverse Spiele vorstellen und Demorunden ermöglichen.

So pendel ich zwischen Phanastik-Welten, und finde dort noch immer meinen Halt, mein Zuhause und meine Liebe.

Vtuben

Das vollständige Modell, vor dem riggen – angefertigt von Plutie-chan

Coronabedingt fällt nahezu alles aus, was mir so wichtig ist. Doch die innere Leere lässt auch Raum für etwas Neues: Ich fange an zu streamen und werde kurz danach zum Vtuber. Am Valentinstag debütiere ich. Dabei ist mein Avatar nicht allzu besonders: Er ist einfach ein Mensch und sieht mir ähnlich. Na gut – er sieht besser aus als ich! Aber die Grundzüge hat er von mir: Die Brille, die Frisur und Haarfarbe, die Kleidung (s.u.). Ich bin meine eigene Anime-Figur geworden, und es ist klasse – wie sollte es auch sonst sein?

Ich streame bevorzugt Spiele im Anime-Stil, aber nicht ausschließlich. Außerdem gerne digitale Umsetzungen von Brett- und Kartenspielen. Quasi: All das, was ich besonders mag. Zuweilen mache ich auch Special Streams und Collabs – gerne zum Beispiel spielleite ich für Pen&Paper-Abenteuer.

So verbinde ich auch hier meine Liebe zu verschiedenen Phantastik-Nischen, und verkörpere sie in meiner idealisierten Form. Das mag vielleicht nicht so spektakulär und besonders sein wie bei manch anderen – aber ich habe mich so entschieden. Ich will ich selbst sein, denn nur so kann ich mich wirklich zuhause fühlen. Und mein Leben hat mehr als genug Erlebnisse und Erzählungen mit sich gebracht, die mich prägten und zu diesem Punkt führten – so einige Gute, und leider auch so einige Schlechte. Mein Leben: Eine Achterbahn.

Neben Liebe für und Engagement in der Phantastik-Fanszene ist eines der größten Themen dabei wohl meine weitgehend unbekannte weibliche Seite. Unsichtbar für die meisten, begleitet sie mich schon gefühlte Ewigkeiten, lässt mich sehnen, leiden und vermissen… aber das ist eine andere Geschichte, die bald erzählt wird: Mit einem zweiten Avatar auf gleichem Kanal. So, wie ein Teil von mir immer sein wollte – und dank vtuben kann man ja alles sein, was man will, nicht wahr?  Auch ein Wechsel zwischen zwei Persönlichkeitsfacetten wird nun möglich – was real nicht ging, wird nun eben virtuell…

Style-Check

Sowohl Charakter Art als auch riggen des 2D-Modells wurde von der Vtuberin Plutie-chan (zu Twitter) übernommen. Die Elemente stammen aber natürlich von meinen Vorgaben.

Hier gut zu sehen: Ohrstecker und der Stern im Auge. Angefertigt von Plutie-chan

Wie schon gesagt, basiert das Modell auf meiner Real Life Form. Beispielsweise die Brille, die zwar sehr gewöhnlich aussieht, aber mir ziemlich gut steht (und sogar ein Markengestell ist). Als besonderes Detail dienen die beiden Ohrstecker – diese zeigen einen Stern und einen Pilz aus Super Mario und sind tatsächlich auch die beiden Ohrstecker, die ich regelmäßig im Alltag trage.

Die Frisur trage ich dagegen nicht jeden Tag – aber zumindest wenn es cool aussehen soll. Dabei sind die Haare an Teilen meines Kopfes kurz geschoren und hell blondiert, während das lange Haar zur Seite getragen wird und in bunten Farbe leuchtet – das kann auch beispielsweise Rot oder Lila sein. Für das 2D-Modell wollte ich jedoch ein helles Blau haben – nicht irgendeines, sondern ein bestimmtes: Basisfarbe ist genau der hellblaue Ton, der auch die Key Color beim Team Fresssack-Projekt ist. Dies ist – bedingt durch jenes Projekt – auch meine primäre Farbe für Conventions, zumindest als Aussteller.

Das Team Fresssack Logo, von Plutie-chan gezeichnet auf der Jacke

Die gleiche Farbe findet sich zudem auf den Kordeln des schwarzen Hoodies – der ohne weitere Details auskommt: Keine Ablenkung! Team Fresssack findet findet sich außerdem noch an einer weiteren Stelle: Auf der Lederjacke, als Logo angebracht. Die Jacke selbst entstammt einer echten Lederjacke, die ich besitze und mittelfristig mit Patches stilistisch zu einer Art Gang-Jacke werden soll. Durch die reale Vorlage ist das Blau hier etwas dunkler als ich es sonst verwende.

Was meist nicht zu sehen ist: Das Modell ist Full Body. Hose und Schuhe sind dabei jedoch bewusst schlicht gehalten – es reflektiert (m)ein typisches Con-Outfit, und auch da liegt mein Fokus mehr auf dem Oberkörper. Schwarze Hose, solide Schuhe – passt! Bei langen Eventtagen ist der bequeme Sitz der Kleidung auch wahrlich nicht zu verachten.

Übrigens: Der Farbton, den ich beispielsweise für Schrift auf den Panels und anderen Stellen verwende, ist der gleiche wie auf dieser Seite zu finden ist – so ergibt sich (dezent) auch an dieser Stelle eine Verbindung!

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