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DigiKomi x Amazon: Die internationale Online-DoKomi

Relativ spontan, international ausgerichtet und mit starkem Partner: Die vierte DigiKomi fand am 9. und 10. Oktober statt. Grandios oder gescheitert? Vielleicht ein wenig von beidem.

Eine Mischung aus klassischer DigiKomi (Anime, Manga, Cosplay, japan etc.) und der Vtuber-Edition im Frühjahr sollte es werden. Allerdings mit gewissen Änderungen: Durch die Zusammenarbeit mit Amazon sollte es eine internationale Messe werden, was unter anderem bedeutete: Nahezu die gesamte Veranstaltung  fand in Englisch statt, und auch zeitlich versuchte man dem amerikanischen Publikum etwas entgegen zu kommen: Los ging es erst am um 15:30 hierzulande, und dafür bis in die Nacht hinein.

Bereits zu Anfang des Eröffnungspanel konnte man auf dem Twitch-Kanal der DoKomi über 1.100 Viewer begrüßen – ein guter Beginn. Die kurze Vorbereitungszeit war dem Event jedoch auch anzumerken: Erst am Freitag Abend wurde der Programmplan seitens der DoKomi präsentiert – knapper geht es wohl kaum. Auf der Amazon-Seite des Events war eben jener Plan allerdings schon etwas früher zu finden. Auch an anderer Stelle hatte man das Gefühl, dass man gegenüber den Vorgängern zu wenig Zeit, alternativ zu wenig Personenkraft hatte – dazu später mehr.

Vtubing

Mori Calliope
Mori Calliope

Los ging es nach der Eröffnung mit einem Konzert: Mori Calliope vom englischen Hololive gab in rund 50 min einige ihrer Original-Stücke zum Besten. Dabei handelte es sich um ihr erstes Konzert außerhalb ihres eigenen Kanals. Bereits kurz nach Start des Panels wurde die Marke von 5.000 Viewer geknackt und konnte zu Spitzenzeiten auf rund 6.500 steigen. Die Atmosphäre eines Konzerts mit hörbarem Publikum wie auf der letzten Präsenz-DoKomi mit Takanashi Kiara konnte aber natürlich nicht erreicht werden. Dennoch eines der Highlights. Link zum Panel

Merryweather, AisRiale, Fisky
Merryweather, AisRiale, Fisky

Wie mittlerweile üblich bei DoKomi/DigiKomi gab es auch wieder ein Panal „Otaku Exposed“. In diesem Format werden ja/Nein-Fragen gestellt, die die Gäste als auch die Viewer beantworten können. Die Gäste können dann zudem schätzen, wieviel Prozent mit Ja geantwortet haben. Ein unterhaltsames Format, ideal für Talkrunden dieser Art. Leider mit verhältnismäßig schwachen zahlen – nur rund 1.200 Viewer sahen zu, wie die Vtuber Merryweather, AisRiale und Fisky Fragen beantworteten und offenkundig viel Spaß hatten. Link zum Panel

Das Rigging-Panel
Das Rigging-Panel

Auch das folgende Panel erreichte keine höheren Zahlen – dabei war es vielleicht das wahre Highlight der Messe. Dabei ging es um Modeling und Rigging von Vtube-Avataren, sowohl in 2D als auch 3D. Die drei Gäste darf man wohl getrost als absolute Experten bezeichnen: Yoolie als 3D-Ersteller (u.a. von Lumi und Merryweather), BrianTsui (Direkter von Iron Vertex) als 2D-Profi und der Erschaffer von Vtube Studio, Denchi. Letzter ebenfalls von Iron Vertex, die u.a. schon für Hololive, VShojo und Azur Lane gearbeitet haben. Interessante Einblicke in die Erschaffung der geliebten Modelle bzw. die Arbeit dahinter – und inklusive Empfehlungen, wie man hiermit anfangen könnte. Link zum Panel

Ninomae Ina'nis und Gawr Gura
Ninomae Ina’nis und Gawr Gura

Das viewermäßige Highlight des Samstags war dann aber die Fragerunde um 21 Uhr mit den Hololive-Vtuberinnen Gawr Gura und Ninomae Ina’nis. Für dieses Panel konnte man im Vorfeld via Twitter Fragen stellen, die es dann möglicherweise in den Stream schaffen. Über 10.000 Viewer zu Beginn sprechen eine deutliche Sprache, im Verlauf wurden sogar fast 15.000 erreicht. Unter anderen ging es um Spaghettis und anderen Essen, von Fans erschaffene Werke, Memes, Hobbys und Animes. Link zum Panel

Takanashi Kiara und Watson Amelia
Takanashi Kiara und Watson Amelia

Das Gegenstück am Sonntag Abend mit Takanashi Kiara und Watson Amelia, beide ebenfalls von Hololive, erreichte dagegen wesentlich geringere Viewer: Nicht einmal 5.000 zu Beginn, und auch im Verlauf erreichte man die starke Marke von 10.000 leider nicht. An den Fragen/Themen kann es nicht gelegen haben, diese waren sicher ebenso interessant – unter anderen wie viel Arbeit für Hololive abseits der Streams selbst anfällt, was sie bei der Agentur gelernt haben, ihre Beziehung zueinander, Collabs oder was ihre Lieblingsspielzeuge als Kinder waren. Link zum Panel

Myun, sukidingels, Fisky
Myun, sukidingels, Fisky

Im Anschluss an die Fragerunde am Samstag gab es zudem ein Watchtogether, bei dem man mit Amazon Prime gemeinsam mit den drei deutschen Vtuber*innen Sukidingels, Myun und Fisky den vor einigen Wochen veröffentlichten Anime Evangelion 3.0 + 1.0 sehen konnte. Nett, aber mit Amazon als Partner haben sicher so einige zuvor auf eine Premiere gehofft statt eines Animes, den die allermeisten Fans sicher schon gesehen haben – auch wenn es sich zweifellos um eine der größten Anime-Releases auf Prime der letzten Jahre handelte.

Sonstiges

Generell fiel der Anime-Anteil eher gering aus: Abseits des erwähnten Wattchtogethers gab es keine weiteren. Auch Talkrunden, Interviews etc. mit Machern aus der Branche gab es leider keine. Dafür aber zwei „Sneak Preview“-Panels – weniger schmeichelhaft ausgedrückt: Lange Werbeblocks, in denen die jeweiligen Publisher Neuheiten präsentieren. Zumindest ein einstündiges Panel mit der Manga-/Comiczeichnerin Simone Grünwald gab es aber auch noch.

Saleia

Ansonsten gab es zumindest Coversongs (sowie Eigenwerke) der deutschen Musikerinnen/Showacts Saleia und Lex. Wobei das Panel von Lex zumindest teilweise aus Aufzeichnungen der DoKomi 2019 bestand.

Natürlich gab es aber auch Cosplay. Allerdings auch nicht sonderlich viel: Neben einem nur 30 min kurzem Interview mit der international bekannten, hauptberuflichen Cosplayerin Kamui nur den Wettbewerb. Hier konnten Cosplayer*innen im Vorfeld Videos einsenden, welche dann ausgestrahlt und von der Jury bewertet wurden. 35 Clips aus zig Teilen der Welt gab es zu sehen, und immerhin 5 Plätze plus ein Sonderpreis für Performance wurden vergeben. Zudem gab es ein 30-minütiges Panel, in dem Doki-chan backte, sowie ein Smash Bros-Turnier

Kritik

Vorwegstellen sollte man an dieser Stelle, dass es sich um ein sehr kurzfristig aufgestelltes Event handelte, an dem überwiegend unbezahlte Freiwillige mitarbeiten. Zudem war das ganze Angebot kostenlos. Im Vergleich zu vorherigen DigiKomis muss man dennoch feststellen, dass diese Auflage an einigen Stellen schwächer ausfiel.

Siegerin des Cosplay-Wettbewerbs

Zweifellos lässt sich sagen, dass die Starpräsenz der Hololive-Vtuberinnen die Zugpferde der Veranstaltung waren – alle anderen Panels erreichten nur Bruchteile der Viewerzahlen, selbst Starcosplayerinnen wie Kamui konnten nicht ansatzweise dort mithalten. Das Nicht-Vtubing-Programm war aber auch verhältnismäßig schwach. Ein Panel zum Zeichnen, eine Stunde Cosplay-Clips, ein wenig Gesang, backen – wo blieb die japanische Kultur? Wo waren Workshops zum zeichnen, zu Kostümen etc.? Es wirkte leider unvollständig.

Dagegen war der Vtubing-Part als einziges Thema nicht auf ein, zwei Panels beschränkt. Aber auch hier war nicht alles rosig. Natürlich hatte man große Namen dabei. Aber ansonsten? Man wollte männliche Vtuber supporten – war damit das eine Panel gemeint, in dem drei männliche Vtuber waren? Von denen zwei bereits von vorherigen DigiKomis bekannt waren? Zudem könnte man sich fragen, warum beim vtuben überwiegend auf internationale Stars gesetzt wurde, während sich in den anderen Punkten vorwiegend deutsche Künstler*innen präsentieren durften. Ein Panel, in dem viele deutsche Vtuber*innen kurz vorgestellt werden, hätten wir uns sehr gewünscht – um der Welt zu zeigen: Im deutschsprachigen Raum gibt es eine große, starke Vtubing-Community.

Natürlich macht es aus Veranstaltungssicht Sinn, große Namen aufzufahren. Dies ist ein valides Argument gegen das pushen viel kleinerer Vtuber*innen aus unserer Region. Dann darf man aber ebenso die Frage stellen, wieso man in anderen Themenbereichen nicht auch international große Namen oder zugkräftige Inhalte geboten hat.

Zudem ist festzustellen, dass es abseits des Streams keine Programmangebote gab. Zur letzten DigiKomi gab es noch Fantreffen auf dem DoKomi-Discord, bei denen zu bestimmten Themen Fans zusammenkommen konnten, teils mit Themenexperten dabei. Dies gab zumindest etwas Confeeling im Sinne von andere Leute treffen und sich austauschen. Auch die digitale Messefläche der letzten Ausgabe gab es nicht wieder (allerdings gab es dort letztes mal auch einige technische Probleme). So blieb nur die VRChat-Welt. Dort war jedoch kaum Aktivität, und warum auch: Die Welt ist noch genauso wie immer, und nicht einmal die dortigen Werbebanner für Programmpunkte wurden angepasst an das aktuelle Programm.

Fazit

So bleibt ein sehr gemischtes Fazit übrig. In der Praxis war die Con ein Stream – Confeeling kam so weniger auf. Als langer Sonderstream lieferte man aber durchaus ab: Interessante Programmpunkte und Vtubing-Stars gab es ja, und durch diese Stars sowie die Kooperation mit Amazon dürfte die DigiKomi bzw. DoKomi sich effektiv bekannter gemacht haben. Aber zugleich bleibt das Gefühl zurück, dass man aufgrund des kurzen Vorlaufs an einigen Stellen Abstriche machen musste und angesichts vorheriger DigiKomis einfach viel mehr möglich gewesen wäre. Schade! Fairerweise muss man aber auch sagen, dass bei einem kostenfreien Event niemand etwas verliert – und die gebotenen Programmpunkte für teils tausende Viewer ansprechend waren. So gesehen war die DigiKomi x Amazon sicher ein Erfolg, und allemal besser als hätte gar kein Event stattgefunden. Das Gefühl, es wäre einiges mehr an Potenzial da gewesen, bleibt trotzdem.

Das Datum der nächsten DoKomi wurde übrigens auch enthüllt: Es geht 2022 zurück auf den klassischen Termin der Präsenzmesse, zu Pfingsten – am 4./5. Juni 2022.

Bilder: Screenshots von twitch.tv/dokomitv
Titelbild: Screenshots von twitch.tv/dokomitv, bearbeitet durch BEAUTV