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Mikus Kolumne: DoKomi 2023 – Gedanken, Hintergründe und wieso vieles eigentlich richtig gut war!

Es ist (endlich!?) wieder Zeit für eine Kolumne! Ein paar persönliche Worte zur DoKomi, und insbesondere zu einigen der schlimmen Dinge die passierten – und wieso die DoKomi da meist gar keine Schuld hatte und stattdessen sogar vieles richtig gemacht hat.

Dabei will ich gleich klar stellen: Hier finden sich Stellen, die sachlich sind, als auch solche die persönlich sind. Und bevor es falsch verstanden wird: Kritik an der DoKomi, der Messe Düsseldorf, den Dienstleistern ist legitim und wichtig. Was meiner Meinung nach aber nicht okay ist: Ohne Hintergründe oder Kontext hetzen, potenziell verkürzen, so zu verzerren dass sich das gewünschte negative Bild ergibt. Oder gar denen, die dort Spaß hatten und glücklich waren, diesen ausreden und abstreiten zu wollen. Achtung, jetzt folgt viel Text, aber ich hoffe ihr könnt danach ein paar Punkte etwas besser verstehen!

Richtig Gutes

Und obwohl das ein halber Rant werden könnte, fangen wir mit etwas Gutem an. Viel mehr Besuchende, mehr Hallen, mehr Fanstände, mehr von allem. Egal. Was für die meisten bestimmt am auffälligsten war: Der Einlass funktionierte endlich. Nach vielen, vielen Jahren in denen immer wieder verbessert, verändert und probiert wurde (während die Massen an Gästen immer weiter zunahmen) gab es nun den zweiten Haupteingang, der schon lange gewünscht war. Der größte Kritikpunkt seit Jahren, den ich selbst schon 2016 (!) in einer Teilzeithelden-Kolumne anbrachte, wurde nun scheinbar gelöst. Deutlich unter einer Stunde dauerte es nun, von rund 30 Minuten sprachen manche. Ein völlig akzeptabler Rahmen für ein Event dieser Größe. Chapeau!

Ein weiteres neues Element war die App. Ich muss sagen, ich war skeptisch. Andere mir bekannte Messen, die sich an so etwas wagten, scheiterten zuweilen oder es gab nur halbgare Ergebnisse. Doch ich wurde überrascht! Die App funktionierte, man konnte bequem suchen, auf der Karte zoomen, Stände markieren, sich einen Programmplan zusammenstellen… ich wünschte andere große Messen hätten so eine App. Und ich prognostiziere: Sowas wird auf großen Events in wenigen Jahren (hoffentlich) Standard sein – und die DoKomi setzt hier für ihren Bereich die Messlatte schonmal ordentlich hoch.

Kritik & Social Media

Wie schon geschrieben, ist Kritik okay, sogar gut. Aber sie sollte fair sein. Wenn man dann liest, die DoKomi sei nur noch schlimmer als zuvor, die schlimmste Con überhaupt, es würde nahezu alles schief gehen, es würde sich um nichts gekümmert, die DoKomi wäre nur kommerziell, man würde an der Sicherheit sparen, es würden Rechtsextremisten willkommen geheißen… STOP! Einen Moment durchatmen. Ich möchte hier einmal auf einige der Punkte eingehen und – soweit mir möglich – mit Hintergründen und Erfahrungen unterlegen. Zunächst sollte man aber auch bedenken, wie Social Media funktioniert sowie die Strahlkraft durch die Veranstaltungsgröße (auch) wirkt.

Fangen wir mit dem letztgenannten an. Die DoKomi ist hierzulande die mit Abstand größte Veranstaltung ihrer Art. Zum einen, weil sie immer weiter wachsen konnte und weiter kann, da die Messehallen diesen Platz bieten. Ihre Lage in Düsseldorf hilft dabei: Das dicht besiedelte Ruhrgebiet ist nebenan, der Raum Köln ebenfalls. Im direkten Einzugsgebiet, erreichbar durch ÖPNV, können so viele Menschen ohne Hotel o.ä. anreisen wie wohl kaum irgendwo sonst. Das setzt sich dann fort: Mehr Menschen, Onlinefreunde – und auch Vtubende – zu treffen; mehr Programm, mehr Artists, mehr von allem. Die Folge: Mehr Leute wollen wegen etwas davon zur Messe, weswegen die DoKomi noch größer wird. Und das Vergrößern bringt mehr Hallen, Artists und Programm, was wiederum zu mehr Leuten führt die hinwollen… ihr seht wohin die Spirale führt.

Die Strahlkraft und das bevölkerungsstarke Einzugsgebiet funktionieren aber auch bei denen, die man nicht dort haben möchte. Beispielsweise solche, die Anime und Cosplay hassen und Stunk machen oder gar Leute verletzen und Sachen zerstören wollen. Als mutmaßlich bekanntestes Event seiner Art werden auch solche Leute am ehesten die DoKomi kennen – und das große Einzugsgebiet mit so vielen Leuten (grobe Rechnung: Ruhrgebiet, Düsseldorf, Leverkusen, Köln, Bonn – fast 8 Millionen Menschen) erhöht die Chance, dass solcher Abschaum aus der Gegend kommt und mal schnell einen Tagesausflug machen kann. Da kommt selbst Berlin mit Brandenburg zusammen nicht dran. Was ich sagen will: Durch das Einzugsgebiet und die Bekanntheit wird die DoKomi so wie sie mehr Fans als die anderen anzieht auch mehr solcher negativer Leute anziehen. Dass auf dieser Messe und dem Umfeld mehr passiert als woanders ist daher leider völlig normal.

Dazu kommt heutzutage der Social Media Faktor. Denn hier wird die Wahrnehmung nochmal gelenkt – und zwar häufig sehr auf das Negative. Denn unsere Beiträge mit den schlimmen, negativen Ereignissen erreichen üblicherweise mehr Interaktionen. Als Konsequenz wird das mehr Personen gezeigt, die potenziell wiederum damit interagieren… und wir sehen es auch anhand der Trends: Mehr Menschen als woanders sorgen dafür, dass #DoKomi und #DoKomi2023 länger und häufiger in den Trends ist als die Äquivalente anderer Cons. Und daraus folgt: Mehr Menschen, denen gerade auch die Posts mit den negativen Ereignissen angezeigt werden. Und diese mehr Menschen interagieren damit, und so… ihr seht es sicher: Auch hier haben wir eine Spirale, eine Kettenreaktion. So, wie man es bei manchen liest, müsste die DoKomi eine Ansammlung aus fürchterlichen Ereignissen sein, die von der Orga ignoriert werden. Außer Acht wird dabei gelassen, dass vieles davon immer noch Einzelfälle sind, während die breite Masse selbst nichts davon erlebt oder mitbekommt und eine tolle Zeit hat.

Dennoch sollte es natürlich das Bestreben der Veranstalter sein, ihr Bestes zu geben um allen das schönste Erlebnis zu bescheren, und selbst ein einziger Einzelfall ist mehr als man haben möchte. Viele der Kritikpunkte sind jedoch nicht oder nur eingeschränkt in der Verantwortung der DoKomi selbst. Denn das meiste, was ich bisher gelesen habe, lag nicht in deren Händen. Klar ist aber auch: Die DoKomi wird nicht mit dem Finger auf ihre Partner zeigen und offen verkünden, dass diese etwas schlecht oder falsch gemacht hätten. So geht man üblicherweise nicht miteinander um, und zur Wahrheit gehört halt auch dass man mit diesen auch künftig noch arbeiten möchte und muss. Schauen wir mal was von den konkreten Vorwürfen an!

Nordpark

Wenige Meter entfernt findet sich der Nordpark. Ein toller, riesiger Park, eine schöne Location für Shootings, Picknicks und einfach zusammen abhängen. Kein Wunder, dass man im Rahmen des DoKomi-Besuchs auch gerne dorthin geht, oder mitunter sogar nur dort hin – ohne überhaupt einen Fuß in die Messe zu setzen oder ein Ticket zu besitzen. Für so manche gehört das ganz selbstverständlich zur DoKomi, aber alles was hier passiert liegt außerhalb deren Verantwortung. Natürlich kann und wird die DoKomi darauf hinweisen und die Stadt informieren, dass dort tausende Leute aufschlagen werden. Dass ein Teil der Leute Alkohol trinkt, auch zu viel trinkt. Vereinzeilt Drogen konsumiert werden könnten. Müll überall landet. Und es auch zu Belästigungen und körperlichen Übergriffen kommen kann und ja leider auch kommt. Aber ob dann dort Polizei oder das Ordnungsamt Präsenz zeigen bzw. wann und wie viel ist letztlich die Entscheidung dieser Behörden. Die DoKomi oder die Messe Düsseldorf haben dort keinerlei Befugnisse.

Alkohol

Nun gab es in diesem Jahr allerdings auch auf der DoKomi selbst Alkohol – zum mitnehmen als auch zum konsumieren vor Ort. Ich muss zugeben, dass ich bei der Ankündigung einer Bar davon ausging es gäbe japanische Alkohol-Spezialitäten. Von themenfremden Alkohol wie Honigwein aus deutscher Produktion war ich dann doch überrascht. Für mich und Freunde gut, wir trinken das gerne. Aber den Bezug zur „Anime- und Japan-Expo“ sehe ich da leider nicht. Was man aber festhalten kann: Dieser und andere Stände der Art kamen gut an und fanden ein Publikum. Das manche Betrunkene dazu neigen unangenehm und übergriffig zu werden ist wohl den meisten bekannt – was ja auch der Vorwurf war: Die DoKomi erlaubt Alkohol, schenkt aus und sorgt so selbst dafür dass es solche betrunkenen Leute vor Ort gibt. Was stimmen kann.

Allerdings sind alkoholisierte Menschen nun nicht unbedingt neu. Weder auf der DoKomi, noch auf anderen Anime-Cons. Ich hab schon 2002 Alkoholleichen auf Wiesen vor großen Cons gesehen, und auch später noch. Wer saufen will, wird saufen. Man kann echt viel trinken in einem Park, auf einer Wiese, oder auch: Morgens vor der Con. Und in anderen Bereichen der Phantastik ist der Ausschank von Alkohol wie dem erwähnten Honigwein, aber auch anders, völlig normal. Ohne dass Leute über die Stränge schlagen oder Probleme machen. Möglicherweise hat man sich hier ein Beispiel genommen? Vielleicht auch gedacht, dass wir Otakus uns auch mit Alkohol zu benehmen – und zwar alle? Letztlich ist das Hinterfragen des Ausschanks aber legitim, und ich gehe davon aus dass die Orga die Erfahrungen validieren wird – gerade auch hinsichtlich etwaiger Belästigungen und anderer Übergriffe, die da möglicherweise durch alkoholisierte Personen entstanden sind.

Security

Einer der häufigsten Vorwürfe in diesem Jahr  war die Security, insbesondere die Taschenkontrolle. Während einige von guten und ausführlichen Kontrollen zu berichten wissen, konnte man ziemlich oft lesen das diese marginal oder sogar gar nicht durchgeführt wurden. Ein kurzer Blick, vielleicht auch nur eine leichte äußere Berührung der Tasche – zu wenig, um Besuchenden das Gefühl von Sicherheit oder einer guten Arbeit des Sicherheitsdiensts zu vermitteln. Verständlicherweise! Hier müssen wir nun aber wieder etwas tiefer ins Detail gehen, um zu verstehen was da passiert und wieso.

Bei der Security, die dort war, handelte sich offensichtlich um einen externen Sicherheitsdienstleister der entweder durch die DoKomi oder die Messe Düsseldorf beauftragt worden sein muss. Selbst als Auftraggeber hat die DoKomi dabei aber keinen direkten Einfluss. Es ist gut, auf mangelnde Kontrollen hinzuweisen, denn nur so kann der Auftraggeber auf die Missstände hinweisen und für Besserung zu sorgen. Aber man sollte besser nicht damit rechnen, dass sich hier viel ändern wird. Oberflächliche Taschenkontrollen oder auch nur einzelne Stichproben sind nicht unüblich – insbesondere zu den Stoßzeiten. Denn es ist ja ebenso das Bestreben, zehntausende Besuchende in angemessener Zeit durchzuschleusen. Man kann ja mal durchrechnen, wie lange ein umfassender Check aller Taschen inkl. Hosen- und Jackentaschen dauern würde. Und bevor nach mehr Security gerufen wird hierfür: Das ist in der Praxis leider gar nicht einfach so möglich.

Denn alle Security-Firmen haben den Großteil ihrer Angestellten im Einsatz – es wäre ja auch äußert unwirtschaftlich, sehr viele mehr zu beschäftigen als man meist benötigt. Nun, im Sommer, wäre es aber besonders schwierig einfach „mehr“ zu bekommen. Denn während Messen das ganze Jahr über stattfinden, gibt es im Sommer noch viele weitere Events wie z.B. Festivals, Kirmes, Straßenfeste… und überall wird Security benötigt. Und um das Ganze mitunter noch zu verschärfen, sind ja auch Sommerferien (zumindest in NRW, wo die DoKomi stattfindet) – und auch Securitymitarbeitende haben mitunter Kinder und wollen dann in den Ferien Urlaub haben.

Dazu kommt, dass nicht jede Security-Firma und alle Personen dort überhaupt geeignet sind auf einem solchen Event zu arbeiten – zumindest in der Praxis. Vor einigen Jahren gab es auf einer großen Messe Belästigungen und Übergriffe auf Cosplayerinnen durch die Security. Was war passiert? Man hatte Securitys am Start, deren übliche Tätigkeit nicht im respektvollen Umgang mit Messe-Gästen lag, sondern eher als grimmige Türsteher in runtergekommenen Discos – und deren Moral und Ansicht, was ihnen zustünde, teils anders war als es dem Veranstalter und natürlich besonders den Opfern recht sein konnte. Warum ich das erwähne? Nun ja. Man muss und sollte auch schauen, dass die Securitys die man einsetzt sich auch benehmen können – denn leider trifft das nicht zwingend auf alle zu.

Und zuletzt möchte ich an diesem Punkt auch einmal den Vergleich zu anderen Messen ziehen. Ich habe über viele Jahre Messen erleben dürfen, aus verschiedenen Bereichen. Insbesondere in NRW, namentlich in den Messen Köln, Dortmund und Essen – überall mehrere, unterschiedliche Ausrichter, sowohl größere als auch kleinere als die DoKomi. Und so sehr sich viele mehr und engagierte Security wünschen: ich habe keine andere Messe erlebt, wo so viel Security präsent war. Schon auf der Straße, wo für Ordnung und steten Fluss gesorgt wird, beim Eingang wo für eine solide Schlangenführung hingewirkt wird, und auch an den Eingängen selbst. Nein, ich kenne es auch so von anderen Messen (von kleineren Events in Stadthallen und Co gar nicht erst zu reden) wo es einfach gar keine Taschenkontrollen gibt oder tausende, vielleicht zehntausende Menschen in einem riesigen gequetschtem Pulk vor den Hallen stehen und auf Einlass warten – und die Messe dann 30 min früher öffnet, damit es nicht zu einem Unglück führt und es auch keinen Platz mehr gäbe wo man noch stehen könnte.

Macht es die Security bei der DoKomi besser, nur weil es woanders meist schlechter, teils viel schlechter ist? Natürlich nicht. Aber bitte, selbst wenn die DoKomi oder die Messe es wollten: wahrscheinlich wäre es für sie nicht möglich, bessere und/oder mehr Security zu bekommen. Und gekümmert wurde sich ja auch – beispielsweise als es beim Übergang zwischen Halle 3, Halle 4 und dem Freigelände zu soviel Verkehr kam am Samstag dass es von wem als „Loveparade 2.0“ bezeichnet wurde. Später wurden die beiden Zugänge zum Freigelände von je 2 Security bewacht und zu reinen Ausgängen nach draußen umfunktioniert, bei denen man von draußen nicht rein konnte, was den Spot entspannte.

(Angekündigte) Übergriffe

Auch in diesem Jahr gab es wieder Übergriffe, Diebstähle und andere miese Aktionen. Dabei wird der DoKomi gerne eine (Mit-)Schuld gegeben, da sie angeblich nicht genug getan hätte um einiges zu verhindern. Nun müssen wir fairerweise aber auch schauen, ob hier tatsächlich ein Versagen bzw. bewusstes Ignorieren vorliegt.

Beginnen wir mit den Diebstählen: Die DoKomi ist prädestiniert für „professionelle“ Diebe. Warum? Sie ist groß, viel Gewusel, viele Barverkäufe, viele eher unerfahrene Ausstellende. Perfekt, wenn man aus der Sicht solcher Diebe denkt. Keine Messe der Größenordnung kommt ohne sowas aus. Hilft den Opfern nicht, klar, ist aber leider nun mal so. Und ein paar mehr Securitys oder Helfende (die man aber wohl woanders abziehen müsste) werden daran nichts ändern. Und auch Erfahrung hilft nur bedingt. Ich kenne Storys von Messediebstählen von Verlagen, die eher an eine Zaubershow erinnern. Wo diese „Experten“ so gut ablenken und/oder so schnell sind, dass sie unter die Tische kommen, hinter die Ausstellenden oder auch in die Hinterzimmer-Messebauten. Und in wenigen Sekunden alles abgreifen. Passiert auch Verlagen, die teils über 20 Jahre auf Messen sind, mehrfach pro Jahr, auch international, und deren Mitarbeitende ebenso lange dabei sind. So sehr es schmerzt: Es gibt keinen ausreichenden Schutz dagegen. Was ein Veranstalter tun kann: Für Präsenz sorgen, um zumindest einen Teil der Diebe abzuschrecken. Da sind wir aber wieder beim vorherigen: Woher sollen diese Aufpasser kommen? Woanders sind es noch weniger Security…

…und noch viel weniger Helfende. Ich habe immer wieder Leute in den grünen DoKomi-Shirts gesehen – von anderen Messen kenne ich das ganz anders. Dabei trägt die Präsenz der Helfenden aber auch dazu bei, ein Zeichen zu setzen: Nicht nur, dass man sie vielleicht etwas fragen kann, sondern auch: Wir sind da. Beispielsweise, um Ansprechpartner zu haben bei Übergriffen und anderen Problemen. Womit wir zu eben diesen kommen. Im Vorfeld tauchten Drohungen und Ankündigungen auf, insbesondere gegen Cosplayerinnen. Perücken vom Kopf klauen, Kostüme kaputt machen, Körperverletzungen und schlimmeres wurde angekündigt. Nun kursiert ein Screenshot vom DoKomi-Discord, mit dieser Aussage: „Wir werden aber diese Themen nicht breittreten, da dies dann nur eine zusätzliche Plattform für die Spinner schafft und unnötige Panik bei den Besuchern verbreitet. Das ist genau das, worauf diese Personen abziehlen. Daher ist das Thema hiermit beendet.“ Die Darstellung suggeriert dabei: Man wusste davon, und hat bewusst nichts unternommen oder gewarnt, und es ist wohl tatsächlich zur Übergriffen gekommen – weil man nichts getan hat.

Setzen wir das Ganze mal in etwas Kontext: Weniger Zeilen über dem Screenshot findet sich eine weitere Aussage der gleichen Person zum Thema: „Die Spinner kennen wir schon, die waren auch während den Corona-Jahren aktiv.“ Klingt so gleich viel weniger nach wegsehen, und mehr nach auskennen. Zudem gingen viele davon aus, dass es sich hier vor allem um Trolle handelt, die lediglich die Aufmerksamkeit suchen. Auch Orgas anderer Events mit denen ich sprach teilten die Auffassung: Nicht mit (unnötiger) Aufmerksamkeit „belohnen“. Und damt möglicherweise sogar Trittbrettfahrer beschwören. Des weiteren sollte man bedenken, dass bei solchen strafrechtlich relevanten Drohungen oft die Polizei involviert ist, und es durchaus denkbar ist (und sinnvoll wäre), mit dieser gemeinsam zu überlegen wie man mit der Situation umgeht. Und dort könnte eben auch genau das rauskommen: Beobachten, Team informieren und sensibilisieren, aber öffentlich ruhig bleiben. Es dürfte aber wohl kein Zufall sein, dass gerade in dieser Zeit auf den dezenten Hilferuf „Ist Luisa hier?“ aufmerksam gemacht und dies promoted wurde, wie auch klargestellt wurde dass alle Helfenden dafür sensibilisiert wurden und ansprechbar sind bei solchen Übergriffen.

Dabei kann man durchaus hinterfragen, ob eine öffentliche Warnung besser gewesen wäre – vielleicht wäre es das gewesen. Aber damit hätte man eben auch diese Leute erst recht bestätigen und zusätzliche Nachahmer schaffen können – was nun sicher auch niemand möchte.

Nazis und die Kontrollen

Ein weiterer Skandal, der durch die sozialen Medien ging, war das Bild eines Cosplayers  in einer braunen Uniform, die auf ungute Weise an Nazi-Deutschland erinnertem mitsamt roter Armbinde. Nachdem dies kursierte gab es später auch eine Reaktion der DoKomi, dass man sich darum gekümmert habe und für die Meldungen bedanke. Doch wie konnte das Kostüm – oder auch unzensierte Tokyo Revengers Cosplays – überhaupt in die Halle gelangen?

Dafür müssen wir wissen, wer wo dafür zuständig ist. Erster Gedanke: Der Waffencheck. Und ja, grundsätzlich stimmt das auch. Es mag dabei immer wieder vorkommen, dass Fehler passieren oder etwas übersehen wird – oder Leute ihre abgeklebten Stellen drinnen wieder vom Tape befreien. Aber das ist gar nicht der Punkt in diesem Jahr. Denn dieses Jahr fand der Waffencheck eben nicht durch die DoKomi statt, sondern durch die Messe Düsseldorf selbst – wohl auf Wunsch der Messe. Entsprechend gab es auch ein paar weitere Änderungen wie sehr ausladende Kostüme, die früher wohl kaum reingedurft hätten, oder dass man seine gekauften (stumpfen) Katanas direkt ausgehändigt bekam. Aber bitte im Karton lassen, ja klar, wird sicher von allen beherzigt. Umso wichtiger ist es, solche Missstände und Fehleinschätzungen sichtbar zu machen – damit die Messe daraus lernt oder die Experten der DoKomi und Connichi (ja, da sind welche auf beiden Cons in der Rolle!) es wieder machen lässt.

Daraus aber abzuleiten, die DoKomi würde sich nicht nach rechts abgrenzen oder dies sogar gutheißen, ist daher an den Haaren herbeigezogen – da die Veranstalter hiermit selbst gar nichts zu tun hatten. Im Gegenteil: Basierend auf den Meldungen wurde sich gekümmert und die betreffende Person wohl verwiesen. Auch die Kritik, dass Helfende nichts unternommen hätten, verfängt nicht bei genauerer Betrachtung: Denn die meisten haben spezifische Aufgaben und sind weder geschult, noch befugt für solche Situationen. Dies ist eher Aufgabe der Orgas (rote statt grüne Shirts), und auch davon nicht alle.

Und wo wir gerade bei Helfenden und Kontrollen sind: Es gab auch den Vorwurf, dass NSFW-Zeichnungen im öffentlichen Bereich zu sehen und erhältlich waren. Nun, was will man machen? Ich habe selbst erlebt, dass bereits am Donnerstag Helfende und Orgas in Zivil unterwegs waren und nach zu freizügigen und sexualisierten Bildern suchten und dabei äußerst penibel waren. Auch Meldungen, z.B. über getracete Waren, wurde nachgegangen – hat beispielsweise einen Stand in der Nähe betroffen. Auch für die Suche nach Bootlegs gab es eigene Leute; und ich würde vermuten, auch für die Suche nach AI-Art, die ja sehr deutlich und klar untersagt wurde. Warum ist das eigentlich noch nicht auf allen Cons verboten worden? Und wo grad die Kritik an NSFW-Bilder außerhalb des 18er-Bereichs Thema ist: Letztes Jahr gab es auch laute Kritik daran dass es überhaupt einen solchen Bereich gäbe, denn es gäbe rechtlich ja keine FSK o.ä. für Zeichnungen oder Bücher, daher müsste man Hentais und Co ja nicht in so einem Bereich machen sondern könnte dies ruhig öffentlich auslegen – Jugendveranstaltung hin oder her. Tja, für irgendwen der Kritisierenden wird es also eh immer falsch sein. Und das könnte bei anderen Punkten mitunter sogar auch so sein.

Gutes und Schlechtes

Trotzdem muss ich sagen, dass nicht alles gut lief. Es gibt immer etwas, was besser, schneller, unproblematischer laufen könnte. Und ich habe auch konkrete Punkte, die mich frustrieren und die ich noch ansprechen werde – allerdings nicht öffentlich, denn ich möchte nicht polarisieren und Stimmung machen, sondern konstruktiv wirken – nicht GEGEN die DoKomi, sondern FÜR und MIT ihr.

Aber eine Sache schreibe ich euch trotzdem zum Abschluss. Obwohl wir Donnerstag von 15 bis 20 Uhr dort waren, auf Kontrolleure (von Waren) gestoßen sind und auch Freitag deutlich vor Beginn da waren hat sich niemand gemeldet bezüglich unserer Roll-Up-Displays auf den Tischen. Letztes Jahr hatte jeder zweite Stand die auf den Tischen, niemand sagte was dass es zu hoch wäre das es so über zwei Meter war. Dieses Jahr schon – am Freitag Nachmittag, ca. 16:30, wo es am vollsten und hektischsten war. Also mussten wir in diesem Trubel den Stand aufbauen, Sachen flogen zu Boden, ein Deko-Element ging zu Bruch und nach Zugausfällen, einer Verletzung am Morgen und Schmerzen brachte das meine Stimmung dann endgültig zum kippen. Warum verdammt kommt die DoKomi damit erst im Trubel am Freitag Nachmittag? Warum hat vorher keiner darauf hingewiesen, auch wenn es irgendwo in den AGBs stand, und wieso hatten andere auch noch am Samstag ihre Sachen so stehen? Das waren meine Gefühle. Ich war einfach frustriert, habe darauf verwiesen dass letztes Jahr das kein Problem war und wie wir das jetzt im Trubel machen sollen.

Und in dem Moment meine eigenen Ratschläge nicht befolgt. Der Helfer kann da ja auch nichts dafür – und was soll er sagen, außer dass es geändert werden muss und es eine Vorgabe der Messe ist? Liebes anonymes Greenshirt, wenn du das liest: Es tut mir leid, wenn ich etwas genervt und frustriert rübergekommen bin. Du machst ja nur deinen Job, und eigentlich sollte man dir besonders dankbar sein. Denn du machst so einen miesen Job, wo man den Leuten sowas sagen muss und die frustriert sind – der aber trotzdem gemacht werden muss. Obwohl es sicher viele Tätigkeiten gäbe, die schöner sind und mit besser gelaunten Personen. Danke, dass du trotzdem dazu beiträgst, dass es ein so großes Event gibt was so viele Menschen glücklich macht.

Und generell waren die Helfenden, die ich erlebt habe, top: Routiniert beim Ausstellenden-Eingang, gut organisiert bei den Workshop, supportive und versiert beim Vorbereiten meines Workshops, und selbst beim Verlassen der Hallen am Samstagabend gegen 21 Uhr immer noch freundliche Gesichter die einen schönen Abend wünschen. Hatte immer den Eindruck, dass alle ihre jeweilige Aufgabe gut beherrschen, sich gut kümmern und freundlich sind. Und aus Erfahrung mit eben vielen Messen und Events kann ich sagen: Das ist keine Selbstverständlichkeit. macht weiter so, wir sehen uns dann nächstes Jahr!

 

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